Götterzeichen und Gründungsverbrechen
 
HAU 3, 01.11. 18.00 Uhr. In vielen kulturellen Anfangserzählungen werden staatliche Ordnung, Institutionen und Recht auf paradoxe Weise durch ein ursprüngliches Verbrechen gestiftet. Das Verbrechen geht dem Rechtszustand voraus; es macht ihn allererst möglich.
Man würde erwarten, dass Legenden, die sich um die Figur des Gesetzgebers ranken, diesen verbrecherischen Charakter der Staatsgründung verheimlichen wollten, aber das Gegenteil ist der Fall. Ein plastisches Beispiel sind die durch Livius und andere überlieferten Geschichten von den Anfängen der Stadt Rom.


Albrecht Koschorke ist Professor für deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Er wurde mit dem Leibnizpreis 2003 ausgezeichnet. Buchveröffentlichungen: Die Geschichte des Horizonts' (1990); ‚Körperströme und Schriftverkehr. Mediologie des 18. Jahrhunderts' (1999); ‚Die Heilige Familie und ihre Folgen' (2000). Aktuelle Forschungsgebiete: Kulturtheorie, Theorie des politischen Imaginären.